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Richard Roth:
In den Werkstätten. Leipzig 1894.
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Direktverlag Inkognito (4)
Ein Jahrzehnt zog ins Land. Nebenan prangt jetzt eine weitere Perle großstädtischer Baukunst, Balkone und Einfahrt zur Tiefgarage inklusive. Man könnte auch heute noch schön bauen, aber welcher Architekt kann das noch? Eine aussterbende Kunst. Nur hier sei es öffentlich gemacht, ganz versteckt und leise: einer der (sicher völlig unschuldigen) Miteigentümer war (und ist wohl noch) Herr Michael Niavarani.
So wie mit der Kunst des Bauens verhält es sich mit vielen Künsten: je größer der ökonomische Druck, desto geringer die Qualität und der Kunstgenuss. Glücklich der/die Künstler/in (und sein/ihr Publikum), wenn kein Geld im Spiel ist. Obwohl: Glücklich sind Künstler selten. 'Was Ihr für Lieder haltet, es sind Klagen' - so drückte es Franz Grillparzer aus.
Wahre Kunst ist Abenteuer. Dorthin lenke ich jetzt mein Projekt. Es soll nicht darum gehen, sich in Szene zu setzen. Etwaige Bewunderung soll allein dem Werk gelten, nicht dem Erzeuger. Meine Intervention zieht sich zurück ins Geheime, Stille, Verborgene. Man darf dort auf die Jagd gehen ohne Gefahr zu laufen, einem psychisch auffälligen Menschen zu begegnen.
Irgendwie auffällig sind sie meistens, die Künstlerinnen und Künstler. In der Regel beruht die Reserviertheit auf Gegenseitigkeit: auch sie wollen es lieber nicht mit Massen psychisch Auffälligen zu tun bekommen. Die Kunst ist alles, der Mensch ist klein. Es ist gut, wenn er dahinter zurücktritt. Gemeinsam erfreue man sich an den Werken, anonym und unverbindlich.
(3/25)
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