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Inkognito (4) |
Ein
Jahrzehnt zog ins Land. Nebenan prangt jetzt eine weitere Perle
großstädtischer Baukunst, Balkone und Einfahrt zur Tiefgarage
inklusive. Man könnte auch heute noch schön bauen, aber welcher
Architekt kann das noch? Eine aussterbende Kunst. Nur hier sei es
öffentlich gemacht, ganz versteckt und leise: einer der (sicher völlig
unschuldigen) Miteigentümer war (und ist wohl noch) Herr Michael
Niavarani.
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So
wie mit der Kunst des Bauens verhält es sich mit vielen Künsten: je
größer der ökonomische Druck, desto geringer die Qualität und der
Kunstgenuss. Glücklich der/die Künstler/in (und sein/ihr Publikum),
wenn kein Geld im Spiel ist. Obwohl: Glücklich sind Künstler selten.
'Was Ihr für Lieder haltet, es sind Klagen' - so drückte es Franz
Grillparzer aus.
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Wahre
Kunst ist Abenteuer. Dorthin lenke ich jetzt mein Projekt. Es soll
nicht darum gehen, sich in Szene zu setzen. Etwaige Bewunderung soll
allein dem Werk gelten, nicht dem Erzeuger. Meine Intervention zieht
sich zurück ins Geheime, Stille, Verborgene. Man darf dort auf die Jagd
gehen ohne Gefahr zu laufen, einem psychisch auffälligen Menschen zu begegnen.
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Irgendwie
auffällig sind sie meistens, die Künstlerinnen und Künstler. In der
Regel beruht die Reserviertheit auf Gegenseitigkeit: auch sie wollen es
lieber nicht mit Massen psychisch Auffälligen zu tun bekommen. Die
Kunst ist alles, der Mensch ist klein. Es ist gut, wenn er dahinter
zurücktritt. Gemeinsam erfreue man sich an den Werken, anonym und unverbindlich.
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